Ein Sprint, der alles verändert!
- Sascha Schnellmann
- 28. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Márquez brilliert, Quartararo stürzt
28.Juni 2025 - von Paddock Nation
Start in ein Drama
13 Runden. 12 Fahrer mit Siegambitionen. Und eine Strecke, die keine Fehler verzeiht. Fabio Quartararo steht auf Pole – das erste Mal seit Monaten. Die Sonne wärmt das Assener Pflaster, doch was sich in den folgenden 21 Minuten abspielt, ist ein Epos aus Tempo, Taktik und Tragik.
Mit dem Erlöschen der Startampel schießt Marc Márquez von Platz vier nach vorn. In der ersten Kurve drückt er sich kompromisslos an Quartararo vorbei. Ducati gegen Yamaha, Erfahrung gegen Hoffnung. Hinter ihnen: Álex Márquez, Francesco Bagnaia und Marco Bezzecchi in Lauerstellung.
Schon in Runde zwei baut Marc Márquez einen kleinen Vorsprung auf. Fabio Quartararo bleibt zunächst dran – doch der Franzose fährt mit einem gebrauchten Soft-Vorderreifen. Ein taktisches Risiko, das sich rächen sollte. In Runde zehn, beim Anbremsen von Kurve 10, geht er zu hart ans Limit. Das Vorderrad klappt weg, Quartararo rutscht ins Kiesbett. Rennen beendet, Pole verspielt, Rückschlag im Titelkampf.
„Wir haben einen Fehler gemacht“, erklärt Quartararo später. „Wir mussten mit dem gebrauchten Vorderreifen starten, weil wir am Freitag zu viel verbraucht hatten. Ich wollte attackieren – aber es ging nicht.“
Ducati-Dominanz und Brüder-Duell
An der Spitze lässt sich Marc Márquez nicht mehr beirren. Der neunfache Sprint-Sieger dieser Saison kontrolliert das Rennen mit chirurgischer Präzision. Nur sein Bruder Álex kann folgen. Runde für Runde verringert er den Rückstand – doch ein klares Überholfenster bleibt ihm verwehrt.
„Ich hatte keinen richtigen Punkt zum Überholen“, so Álex Márquez nach dem Rennen. „Die Pace war da, aber Marc war fehlerfrei.“
Hinter dem Brüder-Duo kämpft sich Marco Bezzecchi mit einem aggressiven, sauberen Lauf auf Rang drei. Di Giannantonio wird Vierter, Bagnaia rettet Platz fünf vor Viñales und Acosta.
KTM: Starke Tendenz, noch keine Spitzenklasse
KTM zeigt erneut, dass sie konstant in den Punkten mitmischen können. Maverick Viñales kommt als Sechster ins Ziel, Pedro Acosta als Siebter – ein solides Teamergebnis, aber noch kein Durchbruch.
Beide RC16-Piloten setzten auf die Soft/Soft-Kombination, entschieden sich jedoch für ein konservatives Setup, das auf Stabilität statt Attacke ausgelegt war. Das Resultat: Keine Gefahr für die Ducatis, aber klare Fortschritte gegenüber Saisonbeginn.
Strategie und Technik
Die Wahl der Reifen war – wie so oft im Sprint – entscheidend. Während Ducati mit einem Medium-Front-Reifen und hoher Stabilität operierte, setzte Yamaha bei Quartararo auf Risiko. KTM suchte erneut die Balance zwischen Startperformance und Renndistanz, ohne den entscheidenden Punch in der zweiten Rennhälfte zu finden.
Auffällig: Die Sektorzeiten von Marc Márquez zeigen keinerlei Schwäche – er war in Sektor 1 und 3 der Schnellste, in Sektor 4 konstant unter 28,0 Sekunden. Ein Zeichen dafür, wie sehr das Setup inzwischen auf seinen Stil abgestimmt ist.
Strafen und Kritik am Format
Fermín Aldeguer (Ducati VR46) wurde mit einer Long-Lap-Penalty wegen wiederholter Track-Limits bestraft. Das Safety-Management zog erneut strikte Grenzen – eine Entscheidung, die im Paddock unterschiedlich aufgenommen wurde. Einige Teamchefs forderten mehr Toleranz im Sprint-Format, andere begrüßten die Konsequenz.
Die Diskussion um den Sprint an sich flammt erneut auf. Marc Márquez sagte nach dem Rennen: „Ich liebe das Format, weil es klare Aussagen bringt – aber es darf nicht wichtiger werden als das Hauptrennen.“
Dieser Sprint war die Essenz des modernen MotoGP: Hochgeschwindigkeit mit Präzision, Risiko ohne Rückfahrkarte. Marc Márquez fährt wie ein Mann, der alles zu verlieren hat – und gewinnt dadurch alles. Quartararo dagegen steht sinnbildlich für Yamaha 2025: schnell, mutig, aber noch immer instabil. KTM nähert sich Schritt für Schritt – doch wer das Podium will, braucht mehr als solide Rundenzeiten.
Assen hat geliefert. Die große Bühne gehört morgen erneut den Mutigen.